Projekt: Analyse der notwendigen Kompetenzen zur Angebotslegung bei BIM-Ausschreibungen

Wie BIM-kompetent sind Sie?

In öffentlichen wie privaten Bau-Ausschreibungen kommen zunehmend BIM-Modelle und funktionale Beschreibungen des geplanten Bauprojekts zum Einsatz. Das stellt gerade mittelständische Bauunternehmen vor die Situation, dass eine Angebotslegung nur dann möglich ist, wenn gewisse BIM-Kompetenzen vorhanden sind, die in kleineren Unternehmenssettings oftmals nicht ausreichend abgedeckt sind.

Die Zukunftsagentur Bau (ZAB) ging daher in einem aktuellen Forschungsprojekt genau der Frage nach, welche Kompetenzen das sind, die im Zuge der zunehmenden Digitalisierung für Baubetriebe notwendig werden. Das Ziel ist, dass eine inhaltlich und wirtschaftlich richtige Angebotslegung auch für KMUs möglich bleibt und mit dem Soll-Ist Vergleich aufzuzeigen, wie fehlende Kompetenzen ausgeglichen werden können.

BIM

Qualitative ZAB-Befragung

Von Februar bis Mai 2023 führte die ZAB qualitative Interviews auf Basis eines umfassenden Fragebogens durch, wobei die Kompetenzanforderungen auf Basis des neuen BIM-Handbuchs ermittelt und analysiert werden sollten. In den Befragungen mit ausgewählten Experten, darunter sowohl Planungsbüros als auch ausführende Unternehmen, erhob die ZAB, wie die jeweiligen Erfahrungen bei Ausschreibungen mit BIM-Modellen sind und welche Vorteile und Herausforderungen im Gegensatz zu konventionellen Ausschreibungen sich daraus ergeben.

 

Kernaussagen zu BIM-Kompetenzen

Grundsätzlich ist es so, dass einzelne Projekte bereits mit BIM-Modellen ausgeschrieben werden und obwohl der digitale Reifegrad bei den ausschreibenden Planungsunternehmen teils schon hoch ist (vgl. dazu die gleichnamige ZAB-Studie), wird unterschiedlich viel Information in das BIM-Modell verpackt – zum Nachteil der Auftragnehmer. Je weniger aus dem Modell abzulesen ist, umso mehr BIM-Kompetenz ist nötig, um die relevanten Informationen in ein Angebot umzulegen, wenn man selbst BIM-Prozesse nutzen will.  

Leider ist es auch so, dass 3D-Modelle hinter der 2D-Planung „hinterherhinken“, weil derzeit noch bei Abweichungen letztere Gültigkeit hat und rechtlich bindend ist. Alle Befragten sind sich einig, dass ein BIM-Modell nicht gleich BIM-Modell ist, Standards hierzu fehlen noch.

Einerseits könne sehr viel Information im Rahmen der BIM-Planung berücksichtigt werden, was die Kosten des Bauwerks über den gesamten Lebenszyklus senkt. Andererseits sehen die Bauherren die langfristigen Vorteile aber noch nicht, weshalb diese wenig oder kein Budget für eine detaillierte Modellierung bereitstellen und diese daher unzureichend stattfindet.

Im Wesentlichen sind die BIM-Kompetenzen die umfassenden Fähigkeiten, Daten aus einem digitalen Modell möglichst vollständig auszulesen und daraus in einem durchgehenden Workflow eine wirtschaftlich richtige Kalkulation zu erstellen.

Ist diese im eigenen Betrieb nicht vorhanden, muss sie in Zukunft (teuer) zugekauft werden.

Fazit

Die Projektleiter Mag. Dr. Erich Kremsmair und Ing. Georg Hanstein fassen zusammen: „BIM-Modelle mit funktionalen Ausschreibungen sind noch in den Anfängen, stellen aber für Baubetriebe einen klaren Wettbewerbsvorteil dar, sofern sie diese richtig bearbeiten können, unabhängig davon, ob sie selbst modellieren oder nicht. BIM-Kalkulationsstandards würden hier auch helfen. Final ist es zum Vorteil des Bauherren – gerade bei größeren Projekten. Bis BIM-Ausschreibungen täglicher Usus sind, müssen unsere Baubetriebe in der Angebotsphase flexibel bleiben.“