Forschungsgebäude NEST
Das NEST der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf in der Schweiz ist ein einzigartiges Gebäude, das der Forschung an nachhaltigem und zirkulärem Bauen dient. Hier wird unter realen Bedingungen geforscht: neben neuen Bauweisen und Materialien die direkt am Gebäude erprobt werden, wohnen, arbeiten hier Menschen und testen neue Technologien im Alltag.
2016
Generalplaner: Arge Nest, Zürich
Tragwerksplanung: Schwartz Consulting, Zug
HLKS- und Bauphsysikplanung: Raumanzug, Zürich
Elektroplanng: Mosimann & Partner, Zürich
Gebäudeautomation MSRL: Jobst Willers Engineering, Rheinfelden
Brandschutz: Makial + Wiederkehr, Beinwil am See
Das NEST-Gebäude
Der Baukörper besteht aus einem massiven Infrastrukturrückgrat („Backbone“), das alle haustechnischen Leitungen, Treppenhäuser und Aufzüge beinhaltet. Daran sind plattformartige Ebenen angedockt, auf denen flexibel Forschungs- und Officemodule, die sogenannten Units installiert werden können. Die Basisstruktur ist als dauerhafte, tragende Infrastruktur konzipiert, während die einzelnen Units zeitlich begrenzte Versuchseinheiten darstellen. Sie werden unabhängig voneinander entwickelt, betrieben und bei Bedarf ausgetauscht oder umgebaut. Die Erschließung sowie alle technischen Anschlüsse sind so ausgelegt, dass neue Units schnell integriert oder rückgebaut werden können. Dadurch können unterschiedliche Forschungsteams parallel arbeiten und neue Bau-, Energie- oder Materialsysteme direkt unter realen Bedingungen testen. So entsteht ein kontinuierlicher Forschungszyklus, der das Gebäude zu einem lebendigen Labor und zu einer Schnittstelle zwischen Labor und Alltag macht. (Quelle: © Empa, eigene Bearbeitung).
Beispiel für eine Unit: Die Versuchseinheit UMAR
Die Versuchseinheit Urban Mining and Recycling (UMAR) ist eine der Units im Forschungsgebäude NEST in Dübendorf. Der von Werner Sobek zusammen mit Dirk E. Hebel und Felix Heisel entworfene Bau zeigt, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen mit einer ansprechenden architektonischen Form einhergehen kann. Das Projekt basiert auf der Prämisse, dass alle für den Bau eines Gebäudes erforderlichen Ressourcen vollständig wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein müssen. Damit steht das Lebenszyklusdenken im Vordergrund der Planung: Anstatt Ressourcen nur zu verbrauchen und anschließend zu entsorgen, werden sie für einen bestimmten Zeitraum aus ihren technischen und biologischen Kreisläufen entnommen, bevor sie wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. Ein solcher Ansatz macht die Wiederverwendung und Umnutzung von Materialien ebenso wichtig wie deren Recycling und Upcycling (sowohl auf systemischer als auch auf molekularer/biologischer Ebene, z. B. durch Schmelzen oder Kompostieren). Durch diese konzeptionelle Ausrichtung fungiert UMAR gleichzeitig als Materiallabor und temporärer Materiallagerort. (Quelle: © 2018 Werner Sobek mit Dirk E. Hebel und Felix Heisel, eigene Bearbeitung).




