Konzerthaus Blaibach

Ein Solitär aus Beton, mitten am Dorfplatz von Blaibach – ein architektonisches Highlight und zugleich das Herzstück der städtebaulichen Maßnahme, mit der der Ortskern von Blaibach revitalisiert wird.

Bauherr

Gemeinde Blaibach

Fertigstellung

2014

Fachplanung

Statik: A.K.A. Ingenieure
Installationen: Cirtec Michael Hopf
Elektroplanung: Planungsbüro Stefan Schmid
Akustikplanuung: Müller-BBM
 

Auszeichnungen

Architekturpreis Beton
Deutscher Architekturpreis

Das Konzerthaus ist geformt wie ein Würfel, der zur Hälfte in der Erde verschwindet. Allerdings würde der Würfel auf einer Kante stehen, also um 45° geneigt sein. Unter dem Würfel führen Treppen unter die Erde, wo sich der Eingang befindet. Der Dorfplatz in unmittelbarer Nähe darum ist mit einem Sand-Estrick bedeckt. Außenherum ist der Bereich gepflastert. Es sind viele Menschen über den Platz verteilt zu sehen.
EDWARD BEIERLE
Bauteilaktivierung
Bauteilaktivierung
Heizung + Kühlung
Heizung + Kühlung
Nutzungsflexibilität
Nutzungsflexibilität
Speichermasse
Speichermasse

Gleich neben dem neuen Bürgerhaus wurde das Konzerthaus platziert und komplettiert nun so den neuen Dorfplatz, der mit Mitteln der Städtebauförderung realisierte Bauvorhaben. Das Konzerthaus ist ein Solitär aus Beton, der sich mit seiner Neigung über die Hangkante im Ortszentrum an der Topografie orientiert und mit seiner Granitfassade an die Steinhauertradition Blaibachs anknüpft. Der monolithische, gekippte Baukörper öffnet sich für die Konzertbesucher auf dem neuen Dorfplatz und führt von dort diese über eine Treppe hinab in das unter der Erdoberfläche liegende Foyer. Dieses erschließt nicht nur die Funktionsräume wie die Garderobe, die Sanitärräume sowie den Barbereich, sondern führt auch spannungsreich um den Zuschauerraum herum ins Innere des Konzertsaales. Dieser entfaltet seine Akustik innerhalb des leicht wirkenden Betonkörpers, dessen präzise Lichtschlitze den Raum beleuchten. Der Baukörper des Konzertsaales ist in Ortbeton gefertigt, dessen diffizile Form nur mittels einer äußert aufwändig konstruierten Schalung realisiert werden konnte. Die dominanten gekippten Oberflächen des Konzertsaales wurden aus akustischen Vorgaben so konstruiert, sie beinhalten hinter ihren Schlitzen neben LED-Leuchten auch Bassabsorber, die eine optimale Akustik bieten. Der Beton im Inneren des Konzertsaals ist unbehandelt. Die Oberflächen dienen dazu, die mittelhohen Töne zu absorbieren. Die Schräge des Baukörpers – bedingt durch die Steigung des Hanges – trägt die Zuschauertribüne, deren transparent wirkenden Stühle über Lichtschlitzen zu schweben scheinen.

Die Fassade besteht aus Platten mit in ein Betonbett eingelegten, grob behauenen Granitsteinen. Das Konzerthaus selbst besteht aus Ortbeton, aus einem Dämmbeton mit Glasschaumschotter, der komplizierte Schichtungen und für Schäden anfällige Details vermeiden hilft. In der Körnung von 0/16 und eine Druckfestigkeitsklasse LC 8/9 ist dieser Beton vermutlich weltweit das erste Mal eingesetzt worden. Der Dämmbeton mit Zuschlag aus recyceltem Glas, das aus der Region stammt, weist besonders gute Dämmeigenschaften und ein geringes Eigengewicht auf. Ab einer Wandstärke von 40 Zentimetern sind bei einem Bau dieser Nutzung keine zusätzlichen Dämmschichten mehr nötig. Thomas Beck, A.K.A. Ingenieure, erläutert das ausgetüftelte System: „Aufgrund des hohen Zementgehaltes produziert der Beton bei der Hydratation außergewöhnlich viel Wärmeenergie, die wegen der guten Dämmeigenschaften und der hier relativ großen Bauteilstärken nur langsam an die Umgebung abfließen konnte. So wurden im Inneren einer Probewand mit einem einbetonierten Temperaturfühler über 90 Grad Celsius gemessen. Dies musste bei der Materialqualität der Elektroleerrohre und der Abstandshalter der Bewehrung berücksichtigt werden. Zusätzlich war es notwendig, die Bauteilaktivierung in der Hydratationsphase laufen zu lassen.“

(Text: Gisela Gary; Z+B-Magazin; in gekürzter Form)

Der Würfel ragt aus demBoden. Umgeben vom Dorfplatz und der Bestandsbebauung. In der Mitte des Bildes ist ein frisch gepflanzert Baum zu sehen. Rechts neben dem Konzerthaus sieht man ein altes Bauernhaus.
EDWARD BEIERLE
Die Hinterseite des Gebäudes ist zu sehen. Daneben ein eingeschossiges altes Wohnhaus mit Holz-Läden. Die schräge Dachfläche des Gebäudes ist zu sehen. Rechts am Gebäude befindet sich eine Treppe aus Sichtbeton, die hinauf zum höhergelegenen Dorfplatz führt.
EDWARD BEIERLE
Ansicht auf den Platz mit Konzerthaus. Links ist ein weiterer Neubau aus Beton zu sehen, mit Holzfenstern und Dachüberstand mit Holzschalung. Rechts daneben ragt der Würfel des Konzerthauses aus dem Boden.
EDWARD BEIERLE
Aufnahme bei Dämmerung. Der Würfel aus braunen Steinen wird von unten beleuchtet. Auch der Eingang unter dem Würfel aus Sichtbeton ist hell erleuchtet.
EDWARD BEIERLE
Innenansicht des Konzertsaals. Auf der Bühne mit Holzbelag steht ein schwarzer Flügel. Recht steigt die Tribüne mit den Sitzlätzen an. Die Innenwände sind aus Sichtbetonelementen hergestellt, die durch indirekte Beleuchtung mit LED-Lichtern unterbrochen sind.
EDWARD BEIERLE