CIRCULAR TIME LAB - Lucerne Summer

Circular Time Lab ist ein dreijähriges Design-Build-Projekt der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit regionalen Holzbauunternehmen. Nach den Prinzipien des Neuen Europäischen Bauhauses vereint es akademisches Designwissen mit handwerklicher Praxis: Architekturstudierende und Auszubildende entwickeln gemeinsam temporäre Holzstrukturen an städtischen Orten in Luzern, gestalten sie immer wieder neu – und machen so Kreislaufprinzipien sichtbar, erlebbar und im realen Umfeld testbar.

Projektzeitraum

2025 - 2027

Projektentwicklung u.- durchführung

Institute of Architecture (IAR)
Competence Center Typology & Planning in Architecture (CCTP)

Hochschule Luzern
Bauunternehmen

Kooperation zwischen der Hochschule Luzern und regionalen KMUs

Hochschule Luzern
Recycelte Materialien

Holz, Stahl und Textilien

©​​​​​​​ Hochschule Luzern
©​​​​​​​ Hochschule Luzern

CIRCULAR TIME LAB - GESTALTUNG VON KREISLAUFPROZESSEN IN LUZERN

Das Projekt wird vom Kompetenzzentrums Typologie & Planung in Architektur sowie des Bachelorstudiengangs Architektur an der Hochschule Luzern innerhalb drei Jahren durchgeführt. Von 2025 bis 2027 arbeiten Architekturstudierende im zweiten Semester gemeinsam mit Auszubildenden regionaler Holzbaubetriebe daran, experimentelle Holzstrukturen im öffentlichen Raum von Luzern zu entwerfen, zu bauen, rückzubauen und neu zu konfigurieren. Die Stadt selbst wird dabei zum Labor, in dem kreislauffähiges Bauen praktisch erprobt, sichtbar gemacht und in den Alltag integriert wird.

Das Projekt vereint zwei zentrale Treiber einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft: akademisches Designdenken und handwerkliches Können. Indem Studierende und Auszubildende Seite an Seite arbeiten, werden theoretische Konzepte in greifbare Experimente übersetzt. Gleichzeitig entsteht ein interdisziplinärer Dialog und ein gemeinsames Lernen auf Augenhöhe. Ziel ist es, zirkuläres Bauen nicht abstrakt, sondern ganz praktisch, lebendig und anpassungsfähig erfahrbar zu machen.

Jedes Projektjahr durchläuft einen vollständigen Zyklus: Im Frühling werden die Bauten konzipiert und realisiert, im Herbst wieder demontiert – und im darauffolgenden Jahr in neuer Form erneut aufgebaut. Dieses Zeitraffer-Modell verdichtet die Rhythmen des Bauens und Rückbauens und lässt sowohl Nutzer*innen als auch Planer*innen Kreislaufprozesse als iterativen und wandelbaren Prozess begreifen. Mit jedem Zyklus entwickeln sich neue räumliche Lösungen, Strategien zur Wiederverwendung werden verfeinert, und Materialien erhalten ein verlängertes Leben.

Die erste Projektphase im Jahr 2025, unter dem Titel Lucerne Summer, widmet sich drei temporären Holzbauten, die gezielt auf mikroklimatische und städtebauliche Bedingungen reagieren. Öffentlich zugänglich und in den Stadtraum eingebettet, boten sie den Bewohner*innen Luzerns temporären Mehrwert und regten Diskussionen über Nachhaltigkeit, Wiederverwendung und die Rolle des Holzbaus im urbanen Kontext an. In den Jahren 2026 und 2027 werden diese Erkenntnisse weiterentwickelt – stets offen für neue Ideen, Materialien und Nutzungen.

Circular Time Lab ist zugleich eine Plattform für regionale Zusammenarbeit. Lokale Klein- und Mittelbetriebe aus der Holzbaubranche sind aktiv eingebunden und zeigen, wie Bildung und Praxis gemeinsam Innovation vorantreiben können. Bereits in der ersten Projektwoche arbeiten Studierende in Zimmereien im Maßstab 1:1 mit Holz – unterstützt von Fachkräften und Ausbilder*innen. Materialtests, Verbindungstechniken und Fertigungsprozesse sind dabei fester Bestandteil der Entwurfsarbeit. Herausforderungen werden so zu Lernmomenten, und das Bauen selbst zum kreativen Prozess.

Auf einer übergeordneten Ebene versteht sich das Projekt als Living Lab für angewandte Forschung. Als Pilotprojekt im Rahmen des internationalen Kooperationsprojekts BAUHALPS – Building Circular in the Alps ist es eingebettet in einen größeren alpenweiten Diskurs über nachhaltige Architektur. Erkenntnisse aus früheren Forschungsarbeiten – etwa aus dem Projekt circularWOOD (in Zusammenarbeit mit der TU München) – fließen aktiv in die Gestaltung ein und schaffen eine enge Rückkopplung zwischen Theorie und Praxis.

Im Laufe des Projekts treten zentrale Herausforderungen und überraschende Erkenntnisse zutage: Schwierigkeiten bei der Beschaffung von gebrauchten Materialien, die Abhängigkeit der Wiederverwendung von der Demontierbarkeit – oder kreative Durchbrüche wie das Übertragen von Verbindungstechniken aus dem Bergsport. Solche Momente zeigen, welches Potenzial im zirkulären Denken liegt – vor allem, wenn es mit Offenheit, Experimentierfreude und lokalem Know-how verbunden wird.

Am Ende geht es beim Circular Time Lab um Veränderung durch Handeln. Das Projekt befähigt die nächste Generation von Planer*innen und Handwerker*innen dazu, Materialkreisläufe neu zu denken, interdisziplinär zusammenzuarbeiten und eine nachhaltigere Zukunft aktiv mitzugestalten. Zirkularität beginnt nicht auf dem Papier – sondern im gemeinsamen Bauen. Hier. Jetzt.

NEUES EUROPÄISCHES BAUHAUS (NEB)

  • Nachhaltigkeit: Eingebettet in die Kreislaufwirtschaft durch die Wiederverwendung von Materialien, nachhaltigen Holzbau und geringe Umweltbelastung.
  • Ästhetik: Verschmelzung von Designqualität mit kulturellem und regionalem Erbe, Integration von ästhetischen und technischen Elementen im alpinen Kontext.
  • Einbindung: Das Labor ist im öffentlichen Raum angesiedelt und bezieht Studenten, Lehrlinge und lokale Gemeinschaften mit ein. Es fördert die Zugänglichkeit, den Wissensaustausch und das regionale Engagement.

GENIUS LOCI

Das Circular Time Lab ist eng mit dem lokalen Kontext der Zentralschweiz verbunden, wo Baukultur, Identität und Handwerk eng miteinander verwoben sind. Das Projekt aktiviert den Genius loci nicht nur durch materielle Ressourcen - nämlich lokal beschafftes Holz - sondern auch durch die Einbindung einer zentralen menschlichen Ressource: der nächsten Generation von Designern und Bauherren.Verwurzelt in der starken Tradition der Region in Bezug auf architektonische Individualität und Handwerkskunst, bringt das Projekt Architekturstudenten und Lehrlinge lokaler Holzfirmen zusammen. Diese Zusammenarbeit spiegelt das spezifische Schweizer System der dualen Ausbildung wider, das sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fertigkeiten schätzt, und spiegelt die Struktur der lokalen Bauwirtschaft, die von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt ist, die Tradition und Innovation flexibel miteinander verbinden.Die im Circular Time Lab erprobten Bautechniken vereinen traditionelles Wissen aus dem Bereich der Tischlerei und des Holzbaus mit zeitgenössischen Methoden des Kreislaufdesigns. Die Strukturen werden in einem komprimierten Zeitrahmen geplant, gebaut, demontiert und wieder aufgebaut, so dass die Teilnehmer erforschen können, wie ortsbezogenes Wissen - über Materialflüsse, Baukultur und Klima - in zukunftsorientierte Designprozesse einfliessen kann.Das Projekt reagiert damit auf ein sich wandelndes Verständnis von architektonischer Identität in der Schweiz: vom formalen Ausdruck zur systemischen Verantwortung. Es stellt nicht nur die Frage, wie Architektur einen Ort repräsentiert, sondern auch, wie sie an diesem Ort agiert - gesellschaftlich, materiell und kulturell. Die Zirkularität wird zu einem Medium, um langjährige Bautraditionen im Lichte des ökologischen und gesellschaftlichen Wandels neu zu interpretieren.


Text: © Hochschule Luzern
 

©​​​​​​​ Hochschule Luzern
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