Off. Auto
Off. Auto ist ein Umbauprojekt in Cesena, bei dem eine ehemalige Autowerkstatt aus den 1950er-Jahren in ein Wohn- und Arbeitsgebäude für eine Familie umgewandelt wurde. Der Bestand wurde weitgehend erhalten und durch gezielte Eingriffe an aktuelle technische und räumliche Anforderungen angepasst. Das Projekt steht exemplarisch für die ressourcenschonende Weiterentwicklung bestehender Bausubstanz im Sinne zirkulärer Architektur.
2022
175 m²
Privat
Leitende Architekt*innen: arch. Stefano Piraccini, arch. Margharita Potente
Projektleitung: Arch. Gianluca Bertoli
Projektteam: arch. Teresa Cancellari, arch. Beatrice Enti, arch. Marco Marchetti, arch. Amedeo Palagano
Edil Salces sas, Cesenatico
Maßgefertigte Holzeinbauten: Falegnameria Mazzoni
Fenster/Profiltechnik: Secco Sistemi
Zementestrich-Böden: Compan

Die Gebäudehülle der alten Werkstatt blieb vollständig erhalten. Die massiven Außenwände bestehen aus zweischaligem Mauerwerk, die Dachdecke aus Ziegel und Beton. Im ursprünglichen Bau war keine Bodenplatte vorhanden – im Zuge der Sanierung wurde eine gedämmte Bodenplatte durch Aushub innerhalb des Bestandsvolumens ergänzt. Die Außenwände erhielten ein Wärmedämmverbundsystem, das Dach wurde thermisch ertüchtigt. Die historische Mauerwerksstruktur blieb im Innenraum sichtbar, wurde sandgestrahlt und instand gesetzt – als bewusste Referenz an die Geschichte des Ortes.
Der Innenausbau organisiert das Raumvolumen durch drei eingestellte Holzkörper, die als eigenständige Bauteile in den Bestand eingefügt wurden. Die Boxen sind funktional gegliedert: Im unteren Bereich befinden sich die privaten Räume wie Schlafzimmer, Bäder und Waschbereiche, während auf ihren Oberseiten Arbeitszonen untergebracht sind – darunter ein Pilatesraum und ein Bereich für Smart Working. Verbunden werden die Ebenen über Stege und Zwischenpodeste, die sich zwischen den erhaltenen Betonrahmen hindurchführen und eine fließende Raumabfolge erzeugen.
Die neue Struktur bleibt klar vom Bestand ablesbar. Die sichtbare Mauerwerksfassade dokumentiert den Ursprung der Halle, während alle neuen Einbauten – darunter maßgefertigte Holzmöbel, Podeste und Metallgeländer – reversibel und sortenrein konstruiert wurden. Ein Großteil der Ausstattung wurde handwerklich gefertigt: Holzarbeiten stammen aus der lokalen Tischlerei, Metallteile wurden nach Entwurf vom Schlosser umgesetzt. Die industrielle Vergangenheit des Ortes bleibt nicht nur durch das erhaltene Tragwerk, sondern auch durch gestalterische Details präsent – etwa in Form von Rohstahlprofilen, Drahtgittergeländern und Drucktastern in Anlehnung an industrielle Bedienelemente.
Zur Verbesserung der Energieeffizienz wurden die Gebäudehülle gedämmt, hochwärmedämmende Fenster eingebaut und eine Fußbodenheizung verlegt. Letztere liegt auf einem quarzbehandelten Betonboden, der durch seine hohe Speichermasse zur thermischen Stabilität des Innenraums beiträgt und den Energiebedarf zusätzlich senkt.
Off. Auto zeigt, wie industriell geprägte Bestandsbauten durch präzise, reversible Eingriffe in flexible, funktionale Wohn- und Arbeitsräume überführt werden können – mit hohem architektonischen Anspruch, technischer Klarheit und Blick auf ressourcenschonende Weiterverwendung.