Mercedes Benz Factory 56
Die Factory 56 am Mercedes-Benz Standort Sindelfingen gilt als Vorzeigeprojekt für nachhaltige und digitalisierte Automobilproduktion. Mit innovativen Technologien und einem konsequenten Fokus auf Ressourcenschonung setzt das Gebäude neue Maßstäbe in der Industrie.
September 2020
212.300 m²
202.000 m²
Daimler AG
Tragwerksplanung: B+G Ingenieure Bollinger & Grohmann GmbH; Klima- und Lüftungstechnik: Assmann Climaplan GmbH; Automatisierung: Eisenmann GmbH; Akustik und Messtechnik: Müller‑BBM Industry Solutions GmbH; Umweltplanung: Gruner Deutschland GmbH

Die Factory 56 in Sindelfingen ist eine hochmoderne Fertigungsanlage der Mercedes-Benz Group AG, die einen Maßstab für nachhaltige und digitalisierte Produktion in der Automobilbranche setzt. Die Montagehalle ist bilanziell CO₂-neutral und wird durch ein Zusammenspiel aus Photovoltaik, stationären Batteriespeichern und intelligenter Energiesteuerung versorgt. Der Energieverbrauch liegt dabei um etwa 25 % unter dem Niveau vergleichbarer Werke.
Das Gebäude ist ein technisches und architektonisches Großprojekt mit rund 210.000 m² Fläche und über 2 Millionen m³ umbautem Raum. Die Tragstruktur basiert auf einem modularen, stützenarmen Raster mit einer Spannweite von fast 29 m, das maximale Flexibilität für Produktionsumstellungen bietet. Die Fassade ist weitgehend geschlossen, während die Belichtung über großzügige Oberlichter erfolgt – das reduziert Kunstlichtbedarf und verbessert gleichzeitig die Arbeitsbedingungen.
Ein zentraler Nachhaltigkeitsaspekt ist der Einsatz von 100 % rezyklierter Gesteinskörnung im verwendeten Beton. Es kamen ausschließlich recycelte Zuschlagstoffe zum Einsatz, was für ein Industriegebäude dieser Größenordnung wegweisend ist. Dieser Recyclingbeton reduziert den Bedarf an Primärrohstoffen erheblich und minimiert den CO₂-Fußabdruck des Rohbaus.
Das Dach ist zu rund 40 % begrünt, was das Mikroklima fördert und gleichzeitig die Dämmleistung verbessert. Zusätzlich produzieren mehr als 12.000 Photovoltaik-Module Energie für die Eigenversorgung. Überschüssiger Solarstrom wird in stationären Speichern gespeichert. Hierbei handelt es sich um wiederverwendete Batterien aus Elektrofahrzeugen. Diese Batterien liefern Strom genau dann, wenn kurzfristig besonders viel Energie benötigt wird, beispielsweise bei gleichzeitigem Betrieb vieler Maschinen. So werden sogenannte Lastspitzen abgefedert, das öffentliche Stromnetz entlastet und der Energieverbrauch effizienter gesteuert.
Digitalisierung durchdringt alle Ebenen der Produktion: Die sogenannte „TecLine“ setzt auf fahrerlose Transportsysteme (FTS), vernetzt über ein eigenes 5G-Campusnetz. Die Steuerung erfolgt über die cloudbasierte MO360-Plattform. Dadurch ist nicht nur eine papierlose Fertigung möglich, sondern auch die flexible Umstellung auf neue Fahrzeugmodelle – ob Verbrenner, Hybrid oder vollelektrisch – innerhalb weniger Tage.
Mit ihrem ganzheitlichen Konzept aus Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und digitaler Flexibilität dient die Factory 56 nicht nur als Produktionsstandort, sondern auch als Modell für die Zukunft der Industriearchitektur.